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Hotel Tipp


Waldhaus Sils

Es gibt in der Schweiz nicht wenige historische Hotels. Es gibt ältere, grössere, prunkvollere, vielleicht auch berühmtere Hotels als das Waldhaus; es gibt Häuser mit offensichtlicherem Anspruch auf architektonischen Rang. Trotzdem sei die These gewagt, dass dem Waldhaus in vieler Hinsicht eine Sonderstellung in der historischen schweizerischen Hotellandschaft zukommt.

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     Foto: © Waldhaus Sils  


Gesellenstück oder Meisterwerk?

Mit seinem burgähnlichen, fast etwas abweisenden Äusseren und dem helvetisch zurück-haltenden, eher eklektischen Jugendstil der grosszügigen und komfortablen Räume ist das Waldhaus nüchtern betrachtet kein automatischer Kandidat fürs architekturhistorische Lehrbuch. Einfach eine gute, solide Facharbeit? Diese nüchterne Einschätzung kann allerdings schlecht erklären, warum denn das Waldhaus seit Generationen auf viele Menschen eine geradezu mythische Faszination ausübe.


     Foto: © Waldhaus Sils  

Die Erklärung liegt wohl zum einen im spezifischen Zusammenwirken von Architektur, Landschaft und Atmosphäre. Das Ganze ist oft mehr als die Summe seiner Teile! Vor allem kann man, wenn man dem Haus näher kommt, bewusst oder unbewusst auf Schritt und Tritt spüren, dass es mit Leidenschaft und Sachkenntnis errichtet wurde. Es beruht auf einem klaren und klugen, bis in alle Einzelheiten durchdachten Konzept, entstanden aus dem Zusammenwirken von drei markanten Persönlichkeiten, die ihm alles gaben, was sie hatten. Als unsere Urgrosseltern Josef und Amalie Giger (Amalie Giger war die Schwester der späteren „Suvretta"-Hausherrin Marie Bon) sich das Waldhaus erdachten, hatten sie schon über dreissig Jahre Erfahrung in der Leitung grosser Hotels (u.a. Hof Ragaz, Europe St. Petersburg, Du Lac St. Moritz). Karl Koller, ihr Architekt, war bei Baubeginn zwar erst 33 Jahre alt, hatte aber mit dem Schweizerhof Vulpera, Parkhotel Weggis, Lyceum Zuoz, Grandhotel St. Moritz und Bristol Ragaz (das Schlosshotel Pontresina und das Kurhaus Val Sinestra sowie in St. Moritz das Posthotel und das Suvretta sollten in Kürze folgen) eine Hotelbauerfahrung, wie man sie sich kaum gründlicher hätte wünschen können. Die hohe Funktionalität des Waldhauses und seine Wirkung auf die Benutzer sind keine Zufälle. Dieses Rennpferd war und ist zum Rennen gedacht, nicht zur Zurschaustellung im zoologischen Garten, und es hat Gäste und Mitarbeiter von Beginn weg überzeugt.
Also doch ein Meisterwerk?

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     Foto: © Waldhaus Sils  

Intakt

Das Waldhaus wurde nicht nur klug und konsequent konzipiert; es ist diesem Konzept auch sehr treu geblieben. Das reflektiert erstens den glücklichen Umstand, dass nach seiner Eröffnung über ein halbes Jahrhundert lang weder Architekt noch Bauherren änderten. Josef Giger selbst (Jg. 1847) führte das Haus zwar nur wenige Jahre, aber sein Schwiegersohn und Nachfolger Oskar Kienberger (1879-1965) war nicht nur sein einstiger „Schüler", sondern hatte auch bereits an der Entstehung des Hauses intensiven Anteil; er hatte damals immerhin selber schon stolze 50´000 Franken dazu beigetragen. Architekt Karl Koller wiederum blieb bis zu seinem Tod 1946 für jeden Umbau verantwortlich. Vor allem von 1924 bis 1930 wurde massiv investiert. Nach Kollers Tod, in den heiklen Nachkriegsjahren bis 1959, geschah praktisch nichts, weil wir kein Geld hatten. So wurde das klare Konzept nicht verwässert, sondern höchstens verstärkt und verbessert.


     Foto: © Waldhaus Sils  

Seither sind weitere 45 Jahre vergangen und ist an diesem Haus sehr viel gearbeitet worden. Aber bis heute sind die Voraussetzungen für die Respektierung und Bewahrung des Ursprünglichen ungewöhnlich gut geblieben. Das galt sogar in den wenig geschichtsbewussten Sechziger und Siebziger Jahren. Wenn man - wie unsere Eltern als dritte und wir selbst als vierte Waldhaus-Generation - in jedem Winkel und bei jedem Gegenstand noch genau weiss, warum er ursprünglich genau so und nicht anders ausgeführt wurde, lässt man sich kaum dazu verleiten, einfach alles Alte auf den Schrotthaufen zu werfen.

Konkrete Beispiele

Das Waldhaus ist kein Museum, sondern ein funktionierendes Fünfsternhotel. Aus vierzig ursprünglichen Badezimmern sind 160 geworden, die Mitarbeiter haben ungleich viel mehr Lebensraum (mit fünfzig Personalzimmern im Haupthaus und dreissig Wohnungen und Studios in den Nebengebäuden), es hat TVs und Minibars und Internetanschlüsse und Saunas und Konferenzzimmer und ein Schwimmbad und 110 Garagenplätze und eine Tennishalle. Aber die schönen alten Gesellschaftsräume sind über die Jahre nicht kleiner, sondern sogar noch grosszügiger geworden. Wir haben sie nicht wirtschaftlich urbar gemacht durch Umwandlung in Konferenzräume, Luxusboutiquen und Gourmetrestaurants, sondern sie bewahrt als Räume zum Wohnen und Ferienmachen, wie sie es immer waren. Viele kleine und grosse Teile der ursprünglichen Einrichtung sind noch da. Die Hotelbüros zum Beispiel haben PCs und Flachbildschirme, haben aber die alte Kleinräumigkeit, den Kassenschalter, die Eichenpulte, Uhren und Lampen und sogar einen Safe von damals behalten. Mittlerweile zweiundzwanzig Gästezimmern (und drei Badezimmern) haben wir mit Sorgfalt und hohen Kosten die ursprüngliche Ausstattung zurückgegeben; einige weitere werden noch folgen. (Wir haben extra einen Lagerraum im Dorf zugemietet, um genug alte Möbel beiseite legen zu können). Millionen-schwere Umbauten von Halle, Bar und Eingangsbereich hatten nicht eine Modernisierung zum Ziel, sondern die Wiederaufwertung der schönen alten Räume. In einem unserer Salons steht ein funktionstüchtiges automatisches Welte-Mignon-Klavier von 1910 mit gegen hundert damals für dieses Haus gekauften Musikrollen, in der Bar ein bestens restaurierter Steinway-Flügel mit Jahrgang 1904. Auch in den Korridoren, im Treppenhaus und in vielen anderen Winkeln des Hauses dominiert das Alte und nicht das Neue, und bei allen neuen Nebengebäuden haben wir sorgsam auf deren bauliche Unterordnung unter das ursprüngliche Haupthaus geachtet.

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     Foto: © Waldhaus Sils  

Das alles klingt auf den ersten Blick nicht besonders spektakulär, ist aber in Wirklichkeit ein gewagter und kühner Kurs für ein Fünfsternhaus. Es braucht ein hohes Mass an Standfestigkeit und Überzeugungskraft, um immer wieder den kritischen Blicken und Reaktionen derer zu trotzen, deren Vorstellungen von einem Luxushotel von den Quellenhöfen und Adlönen dieser Welt geprägt sind. Zumal wir zwar keineswegs investitionsfaul sind (wir investieren - nach heutigem Geldwert - seit Jahrzehnten Jahr für Jahr um die dreieinhalb Millionen Franken), aber zur Bewahrung der eigenen Unabhängigkeit nicht über das hinausgehen, was wir uns aus eigener Kraft leisten können.

Der besonderer Stolz ist allerdings nicht das bauliche Erbe für sich allein. Das Waldhaus sieht zur Freude nicht nur noch so aus wie einst, sondern es lebt und funktioniert in erstaunlich vielen Belangen auch noch so. 

Das fängt an bei der Leitung. Der Hotelier als Berufsmann und Unternehmer - vor hundert Jahren war das die Norm, heute ist es bei grösseren Hotels in der Schweiz eine absolute Ausnahmeerscheinung. Mit einer Kombination von Glück, Ausdauer, Geschick, harter Arbeit und privater Genügsamkeit ist es uns gelungen, bis heute unsere Unabhängigkeit zu bewahren. Das Waldhaus ist nach wie vor ein reines Familienunternehmen. Sie haben keinerlei reiche „Göttis" und aussenstehende Aktionäre und haben auch kein Familiensilber verscherbelt, haben weder den Hotelpark verkauft, noch „Residenzen" mit feudalen Eigentumswohnungen aufgestellt. 


     Foto: © Waldhaus Sils  

Es gilt genau so bei den Gästen. Mit Glück und Ausdauer ist das Waldhaus in erster Linie ein Ferienhotel für individuelle Gäste geblieben, nicht bloss nostalgische Kulisse für umtriebige Kongresse, prosaische Firmenmeetings und die gelegentliche grosse Silberhochzeit. Die Brücken zwischen den Gästen von einst und den Gästen von heute sind noch intakt - von Max Liebermann über Marc Chagall und Joseph Beuys zu Gerhard Richter, von Samuel Fischer über Siegfried Unseld und Klaus Piper zu Daniel Keel. Es gibt Gäste, die uns seit 70 und 80 Jahren besuchen oder in der vierten und fünften Generation.

Geblieben ist auch die spezifische Atmosphäre. Die Zurückhaltung, die schon der Hotelname implizierte (nicht Schlosshotel, nicht Grandhotel oder Palace), prägt nach wie vor Architektur und Leben in diesem Haus. Geblieben ist vor allem auch unser persönlicher Kontakt zu jedem einzelnen Gast. Vor hundert Jahren war das normal. Im Jahre 2008 ist es in einem Haus dieser Grösse geradezu exzentrisch.

Sich treu geblieben sind hundert andere Aspekte des Hotelalltags. Zum Beispiel das Haustrio, das wir uns über 200´000 Franken im Jahr kosten lassen. Tag für Tag spielen sie hier, sommers und winters, wie man es in diesen „alten Kästen" früher überall fand und heute höchstens noch bei speziellen Anlässen. Oder die Halbpension, dieses tägliche kollektive Ritual, dessen Wichtigkeit für das „Erlebnis Grandhotel" man gar nicht überschätzen kann. Dank unserer eigenen Ausdauer und einem tollen Team in Küche
und Saal machen immer noch über 90% der Gäste dabei mit.

Bei all dem ist das Hotel keineswegs erstarrt in alten Formen, sondern so lebendig und lebhaft, wie man es sich nur wünschen kann - mit einer sehr hohen Auslastung, einem Kinderanteil von stolzen 12 Prozent und einem sehr regen und abwechslungsreichen kulturellen und sportlichen Angebot.

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     Foto: © Waldhaus Sils  

Fazit

In seiner Kombination von physischer und ideeller Authentizität ist das Waldhaus in unseren Augen selbst im Vergleich zu vielen anderen historischen Schweizer Hotels eine echte Rarität. „Historisch" ist in diesem alten, eigenwilligen Haus nicht nur die Bausubstanz. Historisch - und doch absolut lebendig und lebensfähig - sind auch und vor allem die Gästestruktur, die Eigentumsverhältnisse, die ganze Unternehmensphilosophie, die Atmosphäre und der Hotelalltag. Mit einem Wort: Das Waldhaus hat nicht bloss eine stolze Geschichte, sondern auch eine stolze Gegenwart. Es ist kein Schaustück, kein verspieltes Liebhaberobjekt, sondern ein Hotel zum Brauchen, Bewohnen und Arbeiten. Es ist schlicht geblieben, was es war - und das ist etwas, was es eigentlich gar nicht mehr gibt.


     Foto: © Waldhaus Sils  

Steckbrief

Baubeginn Herbst 1905 • Eröffnet am 15. Juni 1908
Architekt: Karl Koller (1872-1946)
Baukosten (inkl. Land): CHF 2´300´000

Sommersaisons: seit 1908, ohne Ausnahme
Wintersaisons: von 1924-25 bis 1938-39 und wieder seit 1955-56

Gründer und erste Direktion: Josef3 und Amalie Giger-Nigg 31847-1921
Zweite Generation: Oskar4 und Helen Kienberger-Giger 41879-1965
Dritte Generation: Rolf5 und Rita Kienberger-Müller 51917-1994
Vierte Generation: Felix + Maria Dietrich-Kienberger (1950/1953), Urs Kienberger (1952)
Fünfte Generation: Claudio Dietrich (1977), Patrick Dietrich (1980)

Zuerst Kollektivgesellschaft, ab 1918 AG, aber immer in reinem Familienbesitz

Wichtigere Umbauten und Ergänzungen

Von und mit Karl Koller, zwischen 1924 und 1930:
16 zusätzliche Badezimmer, 20 zusätzliche Balkone, „fliessendes Wasser" in allen Gästezimmern, 20 Garagen, neue Tennisplätze, neue Wäscherei (mit Maschinen),
Neuer Südturm mit Flachdach (Wiederaufbau nach Brand 1927)
2 neue Gesellschaftsräume (Arvenstube und Lesezimmer)

Otto Glaus (1914-1996):
Hallenschwimmbad von 1970, 1994 ergänzt durch Saunas u.a.

Ferdinand Pfammatter (1916-2003), zwischen 1973 und 1986:
Konferenz- und Aufenthaltsraum „Sunny Corner" und Speisesaal-Vergrösserung
„Palais du Garage" mit Tiefgarage, Tennishalle und Mitarbeiterwohnungen
Neugestaltung und Vergrösserung der Hauskapelle

Peter A. Casada (1941-2003)
Vergrösserung um Umgestaltung der Halle, 1991
IV. Stock: Korridor und neue Gästezimmer, 1992/1997

Miller + Maranta, Basel
U.a. 1995 Restaurierung von Gästezimmern; 1999-2000 Um- und Neugestaltung Bar/ Arvenstube/Lesezimmer und Konferenzräume im Untergeschoss, 2003 Haupteingang

2004-2010
Umbau von Gästezimmern (Armando Ruinelli, Soglio), Wiederaufwertung
der Hauptkorridore (Miller + Maranta), Grossprojekt Infrastruktur (Miller + Maranta):
Küchen, Wirtschafts- und Lagerräume, Mitarbeiterbereich

Weitere Info

Gastgeber St. Moritz Gourmet Festival 2011 Gastköche Palle Enevoldsen & Wassim Hallal - 2 dänische Gourmetstars

Küchenchef Kurt Röösli

Hotel Waldhaus
Ch-7514 Sils Maria
phone +41 81 838 51 00
fax +41 81 838 51 98
[email protected]
www.waldhaus-sils.ch

Quelle Historic Hotels of Europe


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